Debattenlexikon

  • Parteienfinanzierung
  • Klimawandel, freitags
  • Kalte Progression
  • Das Bundesheer
  • Flüchtlinge im Mittelmeer
  • Rauchverbot
  • Lex Uber

Parteienfinanzierung

VON BENEDIKT HANSA

Money, Money, Money … Seit dem Ibiza-Video spricht ganz Österreich wieder über Parteienfinanzierung und gekaufte Politik. Was hat sich seitdem getan? Und was fordern die Parteien im Nationalratswahlkampf?

In Österreich werden Parteien seit 1975 vom Staat finanziell unterstützt. Zählt man Parteienförderungen auf Bundes- und Landesebene, Klubförderung und Geld für Parteiakademien zusammen, so erhalten österreichische Parteien im Jahr 2019 etwa 200 Millionen Euro. Gegenstand der aktuellen Debatten sind jedoch weniger die öffentliche Parteienförderung – die im internationalen Vergleich hoch liegt – sondern private Spenden.

Nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos, in dem der ehemalige freiheitliche Obmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache davon spricht, FPÖ-nahe Vereine würden seiner Partei am Rechnungshof vorbei Geld zukommen lassen, beschlossen SPÖ, FPÖ und Liste JETZT Ende Juni eine Änderung der Parteienfinanzierung. 

Ab sofort müssen die Namen von Spendern ab 2.500 Euro dem Rechnungshof gemeldet und veröffentlicht werden (herabgesetzt von 51.000 Euro). Einzelpersonen dürfen maximal 7.500 Euro im Jahr spenden. Insgesamt darf eine Partei maximal 750.000 Euro an Spenden im Jahr einnehmen, wobei es Ausnahmen für Parteien gibt, die das erste Mal bei einer Wahl antreten. Zusätzlich wurden härtere Geldstrafen bei Überschreitung der Wahlkampfkosten und ein Frauenbonus – mehr Förderung bei mehr als 40 Prozent Frauen im Nationalrat – eingeführt.  ÖVP, SPÖ und FPÖ haben alle 2017 die Wahlkampfkostenobergrenze von 7 Millionen Euro überschritten. Die ÖVP war mit 13 Millionen Euro Wahlkampfkosten fragwürdige Spitze, gefolgt von der FPÖ mit 10 Millionen und der SPÖ mit knapp über 7 Millionen. Nach dem neuen Gesetz müssten sie deutlich mehr Strafe zahlen als 2017. Die Spendengrenze trifft besonders jene Parteien, die im Nationalrat nicht für die Änderung gestimmt haben: ÖVP und NEOS. Die Volkspartei hat im letzten Wahlkampf viel Geld von Personen aus der Wirtschaft erhalten. Ebenso die NEOS, die seit ihrer Gründung vom Industriellen Hans-Peter Haselsteiner unterstützt werden. So auch kurz vor dem Inkrafttreten der Spendenobergrenze mit 300.000 Euro.

ÖVP

Die Abgeordneten sehen Neid, Missgunst und Zorn. Jeder Bürger habe ein Recht, die Partei seiner Wahl zu unterstützen. Lieber würde die Volkspartei die öffentlichen Förderungen um ein Viertel kürzen und die Kompetenzen des Rechnungshofs ausweiten.

SPÖ

Die Sozialdemokraten haben den Antrag im Nationalrat unterstützt. Sie wollen damit verhindert haben, „dass Regierungspolitik käuflich ist und die Spendengeber mächtiger sind als das Wahlrecht. Diesen Anschein von Bestechlichkeit haben wir beseitigt“, sagt SPÖ-Vizeklubobmann Jörg Leichtfried.

FPÖ

Norbert Hofer meint, wegen der guten Parteienförderung brauche es keine Großspenden. Die Gefahr sei sonst, in ein System wie in den Vereinigten Staaten zu fallen, wo sich Unternehmen und Konzerne die Politik kaufen würden. Deswegen unterstütze die Partei das Gesetz.

NEOS

Beate Meinl-Reisinger kritisierte, Konstruktionen, wie sie im Ibiza-Video beschrieben wurden, seien nicht unterbunden worden. Deswegen solle der Rechnungshof volle Kontrolle über die Parteifinanzen erhalten. Durch die Spendengrenze werde neuen Parteien das Leben schwer gemacht. 

JETZT

Die Liste kritisiert das Gesetz zwar aufgrund fehlender Transparenz, betont jedoch, es sei grundsätzlich richtig und wurde deswegen von ihnen unterstützt. In Zukunft solle die öffentliche Parteienförderung reduziert werden.

DIE GRÜNEN

Die außerparlamentarische Partei kritisiert „große Lücken“ im Gesetz. Sie wolle dem Rechnungshof mehr Macht bei der Kontrolle geben.

Klimawandel, freitags

VON BENEDIKT HANSA

+4,6°C. Um so viel wichen die Temperaturen im Juni 2019 vom 250-Jahre-Durchschnitt ab. Klimawissenschaftler sind sich einig: Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist hierfür verantwortlich. Österreich scheint von den Auswirkungen besonders betroffen zu sein. Während die Temperaturen global um weniger als 1°C gestiegen sind, sind es in Österreich schon etwa 2°C. Und das macht sich mittlerweile in der Gesellschaft bemerkbar.

Die Bewegung „Fridays for Future“ (FfF) demonstriert jeden Freitag für eine effektivere Klimapolitik. Inspiriert von der Schwedin Greta Thunberg, die ursprünglich selbst jeden Freitag vor dem schwedischen Parlament protestierte, rufen die (meist) Jugendlichen international dazu auf, sich an das Pariser Klimaabkommen zu halten. In Paris wurde 2014 festgehalten, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen (FfF zielt auf maximal 1,5°C ab). Auch bei der Europawahl im Mai 2019 war der Klimawandel für die Österreicher ein ähnlich wichtiges Thema wie Migration und soziale Gerechtigkeit. Während noch bei der Nationalratswahl 2017 nur wenige Parteien den Klimaschutz groß auf der Agenda hatten, sieht das zwei Jahre später ganz anders aus.

ÖVP

ÖVP: „Wir als Volkspartei setzen auf die Idee der ökosozialen Marktwirtschaft“, so Volkspartei-Obmann Sebastian Kurz. Die Partei fordert 100 Prozent erneuerbare Energie bis 2030, Netto-Null-Emissionen bis 2045 und die Förderung von Wasserstoff als Antriebsform. Weiters will die Volkspartei den Klimaschutz als Staatsziel in der Verfassung verankern. Für eine CO2-Steuer tritt sie jedoch nicht ein.

Netto-Null-Emissionen bedeutet, dass die Klimabilanz der Menschheit ausgeglichen ist, also dass für jedes ausgestoßene Gramm an klimaschädlichen Gasen eine gleichwertige Reduktionsmaßnahme gesetzt wird.

SPÖ

Die Sozialdemokraten wollen Windkraft fördern, mehr Ladeinfrastruktur für E-Autos bauen und eine EU-weite CO2-Steuer einführen, um bis 2030 ein CO2-neutrales Europa zu ermöglichen. Pamela Rendi-Wagner setzt auf den öffentlichen Verkehr: um drei Euro am Tag soll man mit dem „Klimaticket“ alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich benützen können.

FPÖ

Während sein Vorgänger H.C. Strache den menschengemachten Klimawandel noch infrage stellte, hat Norbert Hofer ein Ziel: Er möchte die FPÖ zur Klimapartei machen. Dennoch sind die Freiheitlichen gegen das Ausrufen eines Klimanotstands. Sie kritisieren die damit verbundene Hysterie.

NEOS

Für die Liberalen dreht sich beim Kampf gegen den Klimawandel alles um die Einführung einer CO2-Steuer. Dadurch sollen ökonomische Anreize geschaffen werden, klimafreundlicher zu wirtschaften. Gleichzeitig soll – um die Mehrbelastung zu kompensieren – Arbeit weniger besteuert und Innovation befeuert werden.

JETZT

Die Liste JETZT fordert eine Klimadividende. Eine CO2-Steuer, deren Einnahmen wieder an die Bevölkerung umverteilt werden. „Die neue Klimasteuer belohnt die Genügsamen und belastet die Verschwenderischen“, ist auf der Website von JETZT zu lesen.

DIE GRÜNEN

Für die außerparlamentarische Partei ist der Klimaschutz das zentrale Thema. Spitzenkandidat Werner Kogler fordert eine CO2-Steuer, die Energiewende zu erneuerbaren Energieträgern und eine ökologische Steuerreform.

Kalte Progression

VON MAX SPOHN

Kurz gesagt ist die kalte Progression der Effekt eines Zusammenspiels aus Inflation und unserem Steuersystem. Als Inflation wird die Steigerung des Preisniveaus bezeichnet (sprich: alles wird teurer), was gleichzeitig bedeutet, dass das Geld weniger wert wird (ein Euro heute kann mehr kaufen als ein Euro morgen). Da Preise steigen, steigen aber auch Löhne (Lohn ist der Preis für Arbeit), sodass wir uns im Idealfall morgen den gleichen Lebensstandard leisten können wie heute (morgen ist alles teurer aber wir verdienen auch mehr). 

Wie hängt Inflation mit dem Steuersystem zusammen? Die österreichische Einkommensteuer ist progressiv; je mehr wir verdienen, desto höher ist unser Steuersatz. Die ersten 11.000 Euro sind steuerfrei, die nächsten 7.000 Euro werden mit 25 Prozent besteuert, die nächsten 13.000 Euro mit 35 Prozent und so weiter. Einkommen über 1 Mio. Euro werden mit dem Höchststeuersatz von 55 Prozent besteuert. Diese Grenzwerte zwischen den sogenannten Tarifstufen sind fix und werden nicht an die Inflation angepasst. Das heißt, obwohl Gehälter und Preise steigen, verändern sich die Steuerstufen nicht. Das führt dazu, dass uns Gehaltserhöhungen irgendwann in eine höhere Tarifstufe katapultieren: Unser reales (also: inflationsbereinigtes) Einkommen ist gleichgeblieben, wir zahlen aber mehr Steuern. Das nennt man kalte Progression.

Ein Beispiel: Susanne hat 2018 30.000 Euro verdient und lebte damit ganz gut. Ihre Steuerrechnung zeigt: 11.000 Euro sind steuerfrei, bis 18.000 Euro zahlt sie 25 Prozent, darüber 35 Prozent. Insgesamt muss sie 5.950 Euro, also effektiv 19.8 Prozent ihres Einkommens an den Staat abführen. Ihr bleiben 24.050 Euro. Ein Liter Milch (als Maßstab für das Preisniveau) kostet 1 Euro. Sie kann sich also 24.050 Milchpackerln kaufen.

BruttobetragSteuerklasseSteuerNettobetrag
11.0000%011.000
7.00025%1.7505.250
12.00035%4.2007.800
30.00019.8%5.95024.050

2019 bringt gute Neuigkeiten für Susanne: Sie hat eine Gehaltserhöhung von 10 Prozent auf 33.000 Euro bekommen. Gleichzeitig sind die Preise in Österreich aber auch um 10 Prozent gestiegen (das dient der Veranschaulichung; die Inflation liegt üblicherweise bei 2 Prozent), so kostet ein Liter Milch heuer 1,10 Euro. Jetzt klopft allerdings das Finanzamt an, da Susanne in eine höhere Steuerklasse gerutscht ist. Nun bleiben ihr 25.860 Euro übrig. Jetzt kann sie sich nur mehr 23.509 Milchpackerln leisten (25.860 / 1,10) statt 24.050. Susanne ist real ärmer geworden.

BruttobetragSteuerklasseSteuerNettobetrag
11.0000%011.000
7.00025%1.7505.250
13.00035%4.5508.450
2.00042%8401.160
33.00021.6%7.14025.860

Was spricht dafür, was dagegen? 

Auf den ersten Blick sieht die Thematik recht einfach aus. Die kalte Progression verringert den Lebensstandard der Bürger. Es wäre also sinnvoll und fair, sie abzuschaffen. Warum gibt es sie dann immer noch? Für Regierungsparteien ist die kalte Progression sehr wichtig. Denn sie bringt mit der Zeit mehr Steuergeld in die Staatskasse, ohne dass es den Steuerzahlern tatsächlich auffällt. Ein weiteres Problem liegt darin, dass vor allem Besserverdiener von einer Abschaffung profitieren würden. Die Abschaffung der kalten Progression wäre zwar womöglich „fair“, steigert jedoch weder die soziale Gerechtigkeit noch die Handlungsfähigkeit der Regierung. Außerdem verteilen österreichische Regierungen Steuererleichterungen lieber häppchenweise an ihre Klientel (z.B. Familien) als einfach die kalte Progression abzuschaffen.

ÖVP

Grundsätzlich wollte die ÖVP die kalte Progression schon lange Zeit abschaffen – so auch laut Regierungsprogramm des Kabinetts Kurz. Als das Steuerpaket der türkis-blauen Regierung jedoch im April diesen Jahres vorgestellt wurde, war von einer Abschaffung keine Rede. Sebastian Kurz verteidigte diese Entscheidung damit, dass „eine Abschaffung der kalten Progression […] nicht besonders sozial“ sei, da vor allem Besserverdiener profitieren würden.

SPÖ

Die SPÖ befürwortet eine Abschaffung der kalten Progression nur dann, wenn dadurch die soziale Ungerechtigkeit bekämpft wird. Das heißt, dass vor allem – oder ausschließlich – die niedrigeren Steuerstufen entlastet werden sollen. Laut Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda strebt die SPÖ derzeit eher einen Ausgleich der kalten Progression durch weitere Steuerreformen an, nicht jedoch eine Abschaffung. 

FPÖ

Ähnlich wie die ÖVP versprach auch die FPÖ die Abschaffung der kalten Progression während des Wahlkampfs. Dass dies nicht geschah, verteidigte Heinz-Christian Strache damit, dass andere Maßnahmen der Steuerreform größere Entlastungen bringen würden. Dennoch soll die kalte Progression abgeschafft werden – allerdings erst von zukünftigen Regierungen.

NEOS

NEOS sieht die kalte Progression als Verrat an den Steuerzahlern an und verlangt eine automatische Anpassung der Tarifstufen an die Inflation. Laut Finanzsprecher Sepp Schellhorn werden die Entlastungen der „populistischen“ Steuerreform von Türkis-blau durch die kalte Progression – also eigentlich die Bürger selbst – finanziert.

JETZT

Die Liste JETZT steht einer Abschaffung der kalten Progression eher kritisch gegenüber. Klubchef Bruno Rossmann argumentiert, dass sie eher zu einer Entlastung einkommensstarker Verdiener führen würde. Stattdessen sollten Sozialleistungen wie Pflegegeld oder Studienbeihilfe an die Inflation angepasst werden.

DIE GRÜNEN

Die Grünen befürchten, dass eine automatische Anpassung der Tarifstufen Besserverdiener bevorzugen würde. Vielmehr soll die kalte Progression unter Berücksichtigung von Verteilungseffekten abgeschafft werden – mehr findet sich dazu allerdings nicht im grünen Wahlprogramm.

Das Bundesheer

VON MAX SPOHN

Für viele war es ein Schock, als im Juni angekündigt wurde, die alljährliche Leistungsschau des österreichischen Bundesheeres am 26. Oktober diesen Jahres finde nicht statt. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Tatsächlich steht das Heer vor einem Kollaps, denn das Geld fehlt. Das Budget von knapp über 2 Milliarden Euro reicht gerade einmal, um die Personalkosten zu decken – für längst überfällige Investitionen in Fahrzeuge und Ausbildung bleibt da kaum noch etwas übrig. Daher wurde ein Sonderinvestitionsprogramm ausgehandelt, das jedoch 2021 ausläuft. Dieses Jahr fehlen bereits 47 Millionen Euro, in den nächsten Jahren werden es noch mehr sein. Die Leistungsschau findet dieses Jahr nun doch statt. Doch die Politik muss sich die Fragen stellen: (Wie) soll es mit dem Bundesheer weitergehen? (Wie viel Geld soll) investiert werden?

Was spricht dafür, was dagegen? 

Die primäre Aufgabe des Bundesheeres ist die Landesverteidigung Österreichs. Doch laut Generalstabschef Brieger kann es diese Aufgabe derzeit nicht erfüllen. Das Heer verfügt über zu wenig Geld für die Ausbildung der Soldaten, veraltete Waffensysteme und zu wenig Personal, um Österreich im Fall einer Bedrohung zu verteidigen. Die Lösung: 3 bis 4 Milliarden Euro jedes Jahr. Andernfalls müsste sich Österreich auf die Unterstützung anderer Länder verlassen. Dazu kommt noch das Problem der Luftraumüberwachung – die ist teuer, Österreich ist aber völkerrechtlich dazu verpflichtet. Die zweite große Aufgabe des Bundesheeres umfasst Assistenzeinsätze und Katastrophenhilfe. Doch auch diese Kompetenz ist gefährdet, wenn es nicht zu umfassenden Investitionen kommt. Letztlich muss sich die Politik entscheiden, welchen Zweck das Bundesheer noch erfüllen soll. Die Regierung kann mehr Geld investieren und so die Sicherheit in Österreich gewährleisten – oder noch mehr sparen und die Aufgaben des Bundesheeres weiter kürzen. Doch wer schützt die Österreicher dann im Kriegs- oder Katastrophenfall?

ÖVP

Die ÖVP setzt sich für ein leistungsstarkes Bundesheer mit Milizcharakter ein. Ein Entschließungsantrag im Juli forderte einen Abbau des Investitionsrückstaus, Sonderpakete für Hubschrauber und Mobilität sowie eine Aufwertung der Ausrüstung der Miliz, wurde jedoch abgelehnt. Die Finanzminister der ÖVP der letzten Jahre verhielten sich jedoch äußerst zurückhaltend, wenn es um Budgeterhöhungen für das Bundesheer ging. Aussagen Sebastian Kurz’ über das Bundesheer im ORF-Sommergespräch sorgten ebenfalls für Kritik.

Die Miliz bilden Frauen und Männer, die den Grundwehrdienst (oder eine entsprechende Ausbildung) geleistet haben und im Bundesheer weiterhin Aufgaben wahrnehmen, obwohl sie hauptsächlich ihrem privaten Berufsleben nachgehen. In einem Milizsystem können somit bei einer Mobilmachung die präsenten Einheiten mit Milizkräften verstärkt werden.

SPÖ

Auch die SPÖ sieht dringenden Handlungsbedarf beim Bundesheer. Sie setzt sich für eine Erhöhung des jährlichen Budgets auf 3 Milliarden Euro bis 2021 ein. Zusätzlich soll es Sonderbudgets für die Luftraumüberwachung geben. Es bleibt allerdings anzumerken, dass die Verteidigungsminister vor 2017 durchwegs aus der SPÖ stammten und damals eine Budgeterhöhung nicht umgesetzt werden konnte.

FPÖ

Die FPÖ ist der stärkste Befürworter einer kräftigen Budgeterhöhung für das Bundesheer. Im Wahlkampf 2017 forderte sie beinahe eine Verdopplung des Budgets. Sie setzt sich ebenfalls stark für Sondermittel ein, um benötigte Investitionen garantieren zu können. In einem Entschließungsantrag diesen Juli forderte sie gemeinsam mit der SPÖ eine Erhöhung des jährlichen Budgets auf 3 Milliarden Euro bis 2021.

NEOS

NEOS verlangt eine Erhöhung des Budgets auf 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (derzeit liegt das Budget bei etwa 0,57 Prozent). Sie argumentieren, dass das Bundesheer seinen verfassungsmäßigen Aufgaben nachkommen können müsse. Zusätzlich bemängeln sie die hohe Personalquote und fordern Investitionen in die Infrastruktur des Heeres, vor allem im Cyber-Bereich. Sie sehen die Zukunft der Landesverteidigung in einer kostengünstigen Europa-Armee.

JETZT

Die Liste JETZT kann sich eher mit Sonderinvestitionen als mit einer generellen Erhöhung des Budgets anfreunden. Zum Beispiel war von Notprogrammen für die maroden Fahrzeuge des Heeres die Rede. Eine Bedingung dafür ist jedoch die Stilllegung der Eurofighterflotte und die Auslagerung der Luftraumüberwachung.

DIE GRÜNEN

Die Grünen sehen eine Budgeterhöhung für das Bundesheer eher kritisch, da sie überzeugt sind, dass das Geld besser investiert werden könne. Stattdessen wollen sie eine Reform des Bundesheeres mit einer Abschaffung der Wehrpflicht und einer besseren Ausbildung, was auch Kosten sparen soll.

Flüchtlinge im Mittelmeer

VON MAX SPOHN

Die Flüchtlingskrise beschäftigt europäische Regierungen bereits seit einigen Jahren. Doch seit Kurzem ist das Thema um eine Facette reicher. Die Frage, ob NGOs (also Nichtregierungsorganisationen) im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge aufgreifen und nach Europa bringen dürfen und sollen, spaltete die Gemüter. Zuletzt sorgte der Fall der Kapitänin Carola Rackete, die sich in Italien vor Gericht verantworten musste, für Aufsehen. Doch was spricht dagegen, Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten? Welche Rolle sollen dabei die EU, die Nationalstaaten und NGOs spielen?

Ein Argument dafür, die Rettungsaktionen der NGOs zu unterbinden, basiert auf der Befürchtung, dadurch noch mehr Menschen nach Europa zu locken. Wenn Menschen dazu bewegt werden, ihre Heimat zu verlassen (weg von daheim aufgrund von Krieg, Dürre, Hungersnot oder hin in ein besseres Land aufgrund von Schutz, wirtschaftlichen Chancen etc.), birgt die Flucht selbst meist große Risiken. Grenzkontrollen, Flüsse, Meere, Berge müssen überwunden werden, was vor allem dann schwierig ist, wenn einem herkömmliche Transportmittel verwehrt sind (z.B. bekommt man als Afghane nicht einfach so ein Schengen-Visum und kann in ein Flugzeug steigen) – so schwierig und gefährlich, dass viele gar nicht an Flucht denken. Wenn sich Flüchtlinge allerdings sicher sein können, gerettet zu werden und sicher und lebendig anzukommen, könnte das mehr Menschen zur Flucht ermutigen. 

Auf der anderen Seite stehen humanitäre und ethische Motive: Viele argumentieren, dass Europa verpflichtet ist, Menschen in Not zu retten. Solange wir uns die Rettung leisten können, wäre es falsch, Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken zu lassen. Langfristig soll sich Europa jedenfalls für eine nachhaltige Lösung der Fluchtprobleme einsetzen: Es gibt zahlreiche Vorschläge, angefangen von bilateralen Rückführabkommen bis hin zu Investitionsplänen in Herkunftsländern. Kurzfristig dominiert allerdings das Mittelmeerproblem: die Optionen reichen vom Nichtstun (ertrinken lassen) über die Duldung von NGOs bis hin zu einer Seenotrettung durch die Armeen der EU-Mitgliedsstaaten.

ÖVP

Sebastian Kurz sorgte für Aufruhr, als er 2017 NGOs vorwarf, dass ihre Rettungsaktionen zu mehr ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer führen würden. Die ÖVP möchte einerseits NGOs davon abhalten, die libysche Küstenwache zu behindern, andererseits die geretteten Flüchtlinge sofort in ihre Herkunftsländer zurückschicken. Die Seenotrettung sollte jedenfalls Aufgabe der Nationalstaaten sein, nicht einzelner Organisationen.

SPÖ

Die SPÖ bezeichnet die Rettung der Flüchtlinge im Mittelmeer als moralische und rechtliche Verpflichtung, sieht jedoch den Einsatz der NGOs auch kritisch. Pamela Rendi-Wagner ist der Ansicht, dass die Flüchtlingsproblematik vor Ort gelöst werden müsse. Daher setzt sie sich für Verfahrenszentren an den EU-Außengrenzen, Hilfe für die Herkunftsländer und sichere und legale Fluchtmöglichkeiten ein.

FPÖ

Die FPÖ vergleicht NGOs im Mittelmeer direkt mit Schleppern. Sie verlangt, den gemeinsamen „Fährbetrieb“ zwischen Schleppern und NGOs zu unterbinden und einige wenige Schiffe mit der Seenotrettung zu betreuen – unter Aufsicht der italienischen Marine. NGOs sollen demnach von der EU kontrolliert und stark eingeschränkt werden.

NEOS

Die NEOS sehen es als Pflicht der Europäer, Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. Sie setzen sich für eine europäische Lösung ein, bei der der EU-Kommission mehr Macht und finanzielle Mittel zur Verfügung stehen – NGOs sollen diese Aufgabe nicht übernehmen müssen. So soll die italienische Marine entlastet und Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet werden.

JETZT

Die Liste JETZT wünscht sich eine europäische Lösung für die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeer, um den Alleingang einzelner Staaten zu verhindern. Gleichzeitig soll die Tätigkeit der NGOs geduldet werden, solange eine solche Lösung nicht existiert.

DIE GRÜNEN

Die Grünen sehen die Seenotrettung als europäische Pflicht, allerdings sollte sie nicht durch NGOs erfolgen, sondern die EU. Weiters sollen gerettete Flüchtlinge in Europa ein faires Asylverfahren erhalten und legale Fluchtwege geschaffen werden.

Rauchverbot

VON FELIX EHRLICH-ADAM

Ab 1. November tritt in Österreich das komplette Rauchverbot in Gaststätten in Kraft. Das hat der Nationalrat am 2. Juli beschlossen. Für viele ein Erfolg im Namen der Gesundheit, für so manche Gastronomen bereitet diese neuerliche Kursänderung aber doch Kopfschmerzen. Rekapitulieren wir erst einmal, was genau in den letzten Jahren passiert ist. 

2015 beschloss die damalige rot-schwarze Regierung das komplette Rauchverbot in der Gastronomie ab Mai 2018, mit Ausnahme der Gastgärten. Auf Druck der FPÖ kam es dann 2018 zu einer Einigung der türkis-blauen Regierung, eine Ausnahme für „Räume der Gastronomie“ vorzusehen. Zugleich wurde allerdings der Nichtraucherschutz für Jugendliche verstärkt und das Mindestalter von 16 auf 18 Jahre angehoben. Außerdem wurde auch ein Rauchverbot in Autos beschlossen, sollten Kinder und Jugendliche unter 18 mitfahren. 

Der Aufhebung des geplanten Rauchverbots folgte ein Aufschrei von Experten, Medizinern und eines großen Teils der Bevölkerung. Über 880.000 Menschen unterschrieben das Volksbegehren „Don’t smoke“ der Ärztekammer Wien und der Österreichischen Krebshilfe, das die Beibehaltung der Gesetzesnovelle aus 2015 forderte (Oktober 2018). Der darauffolgende Antrag der Opposition, diese Forderung umzusetzen, wurde von den Regierungsparteien jedoch abgeschmettert. Der Antrag sei unseriös, es gäbe doch schon ein Rauchverbot und man konzentriere sich vor allem auf Prävention und Jugendschutz, war aus Regierungskreisen zu hören. Daraufhin kam es zu einem Antrag der Wiener Landesregierung beim Verfassungsgerichtshof (VfGH). Dieser solle sich mit der Frage auseinandersetzen ob das Tabak- und Nichtrauchergesetz verfassungskonform sei. Allerdings befand der VfGH, das der „rechtspolitische Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers nicht überschritten wurde“. Dann kam Ibiza und die türkis-blaue Koalition war vorerst Geschichte. Von den Koalitionsbedingungen mit der FPÖ befreit, schien die ÖVP nun wieder bereit, für ein Rauchverbot zu stimmen. Am 2. Juli stimmten schließlich alle Parteien, ausschließlich der FPÖ, für ein komplettes Rauchverbot in Gaststätten.

Details des Rauchverbots

Ab 1. November 2019 gilt in Österreich ein Rauchverbot in Gaststätten. Dieses Verbot gilt auch für Shishas und E-Zigaretten, es betrifft Lokale und alle öffentlichen Orte, in denen Speisen und Getränke angeboten werden, außer Biergärten. 

Weiters gilt ab Jänner das Rauchverbot bis 18 in allen Bundesländern. Werden 14- bis 16-Jährige beim Rauchen erwischt, müssen sie beim ersten Mal zu einem Informationsgespräch, beim zweiten Mal zur Suchtberatung. Ab dem dritten Mal wird gestraft. Bei 16- bis 18-Jährigen kommt es bei den ersten zwei Malen zu einer Verwarnung, beim dritten Vergehen folgt die Suchtberatung. Ab dem vierten Mal wird gestraft.

Diskussion

Für die Gewerkschaft und Ärzte ein klarer Sieg im Namen der Gesundheit. Über 220.000 Beschäftigte seien täglich stundenlang Passivrauch ausgesetzten (darunter tausende Lehrlinge). Im EU-Vergleich hinke Österreich in Sachen Nichtraucherschutz seit Jahren hinterher. Während Raucherquoten innerhalb der EU zwischen 2000 und 2015 um 16 Prozent zurückgingen, sind diese in Österreich seit 40 Jahren unverändert – jeder Vierte in Österreich greift täglich zur Zigarette (jeder Fünfte in der EU). Innerhalb der EU wird nur in Ungarn (25,8 Prozent) und in Griechenland (27,3 Prozent) mehr geraucht als in Österreich (24,3 Prozent). Damit liegen wir weit über dem EU-Durchschnitt von 18 Prozent. Vor allem Frauen und Jugendliche rauchen im Vergleich besonders viel in Österreich. 

Experten sind auch gegen jegliche Ausnahmen und verteidigen das Verbot von Shishas. Diese seien ähnlich gesundheitsgefährdend wie andere Rauchwaren und oft für Jugendliche ein Einstieg in die Nikotinsucht. Ausnahmen für Nachtlokale würden dazu führen, dass Gäste und Mitarbeiter durch Passivrauch geschädigt werden. 

Probleme für Gastronomen

Für Gastronomen wird es zu unausweichlichen Kosten (und möglicherweise anderen Problemen) kommen. Betriebe, in denen Rauchen eine Art Existenzgrundlage darstellt, wie z.B. Shisha-Bars, würden jetzt per Gesetz verboten – besonders hier wird das Fehlen einer Übergangsfrist kritisiert. Viele Restaurants fordern eine Entschädigung für Investitionen (z.B. Raumtrennungen zwischen Raucher- und Nichtraucherbereich), die über die letzten Jahre bereits für den Nichtraucherschutz getätigt wurden. 

Insbesondere in der Clubszene könnte es zu Komplikationen kommen. Das von vielen Clubs praktizierte „One-Way“ System wird verändert werden müssen, um Raucher hinaus- und wieder hineinzulassen. Größere Ansammlungen von Gästen vor den Lokalen erfordern mehr Personal, beklagt eine neu gegründete Interessengemeinschaft von Nachtgastronomen. Diese Entwicklungen führen letztlich auch zu mehr Lärm. Viele Betreiber erwarten eine Welle an Lärmbelästigungsklagen, die zu nachträglichen Auflagen, einer früheren Sperrstunde oder gar zur Schließung von Clubs und Bars führen könnte. 

ÖVP

Unter Schwarz-Rot kam es zum Beschluss eines kompletten Rauchverbots, unter Türkis-Blau wurde das wieder geändert. Nun hat die ÖVP doch wieder dafür gestimmt und sagt heute: „Wir haben uns immer gegen die Abkehr vom Rauchverbot in der Gastronomie ausgesprochen. Das war eine gesundheitspolitische Fehlentscheidung. Die Österreicherinnen und Österreicher kennen jedoch den Hintergrund: Die Abkehr vom Rauchverbot war Koalitionsbedingung der FPÖ“, so der Oberösterreichischer Landeshauptmann Thomas Stelzer.

SPÖ

Die SPÖ war stets für ein komplettes Rauchverbot, so Pamela Rendi-Wagner, Parteivorsitzende und Ex-Gesundheitsministerin: „Es geht um die Gesundheit der Bevölkerung und nicht um parteipolitisches Kalkül. Gesundheitsschutz muss uns allen ein Anliegen sein.“

FPÖ

Rauchen für mündige Bürger zu erlauben war ein Kernanliegen der FPÖ in der Koalition. Diese sieht sich nun von der ÖVP hintergangen, die Wirte in Österreich im Stich gelassen. Norbert Hofer kündigt im Sommergespräch an, nach der Wahl um Ausnahmen zu verhandeln.

NEOS

Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger sagt zum Rauchverbot im Sommergespräch, NEOS stünde immer für die Freiheit des Einzelnen. Diese hört jedoch dort auf, wo die Freiheit des anderen anfängt. Insofern war und ist die NEOS für das komplette Rauchverbot und begrüßte die Kehrtwende der ÖVP.

JETZT

Gemeinsam mit NEOS hat die Liste JETZT mehrere Anträge im Parlament eingebracht, um dem ausgehebelten Rauchverbot doch noch zur Geltung zu verhelfen. Sie haben sich stets für ein Rauchverbot ausgesprochen.

DIE GRÜNEN

Die Grünen fordern schon seit Jahren ein Rauchverbot und haben das Volksbegehren „Don’t Smoke“ auch öffentlich unterstützt (genauso wie die SPÖ, NEOS und JETZT). „Es gibt keinen einzigen vernünftigen Grund, das Rauchen in Österreich nicht zurückzudrängen“, so Gesundheitssprecher Kimbie Humer-Vogl.

Lex Uber

VON JOHANNES DÓCZY

Am 3. Juli 2019 ging eine Schockwelle durch die österreichische Kundschaft des US-Unternehmens Uber. Seit Längerem schon angekündigt, sollte sie 2020 dank ÖVP, FPÖ, SPÖ und Teilen von JETZT sicher kommen: die „Lex Uber“ (das „Gesetz Uber“). Endlich, so argumentieren Befürworter, wird den Untaten Ubers ein Riegel vorgeschoben und die Taxibranche könne so wieder aufleben. 

Zuallererst: Uber ist eine Onlineplattform, die hauptsächlich Personenbeförderungsdienste vermittelt und denselben Zweck wie herkömmliche Taxis erfüllt: Leute von A nach B bringen. Ein wichtiger Unterschied hier ist, dass Uber Fahrer und Kunden zusammenbringt, jedoch keine eigenen Fahrer anstellt. Über die App fordert man einen Fahrer an und teilt seinen Standort mit ihm, bereits vor Fahrtantritt sieht man Route und Preis, der direkt und bargeldlos abgebucht wird. Für Konsumenten liegt ein großer Vorteil in den (im Vergleich zu traditionellen Taxiunternehmen) niedrigen und flexiblen Preisen, die sich nach Angebot und Nachfrage richten. 

Vor allem durch die niedrigen Preise, aber auch den benutzerfreundlichen, praktischen Service über die App hat sich Uber zu einer existenziellen Gefahr für Taxibetreiber entwickelt. Diese locken immer weniger Fahrgäste an, haben aber aufgrund strikter gesetzlicher Vorgaben wenig Flexibilität, was die Gestaltung des Fahrservices anbelangt. So gibt es landesweite Bestimmungen, die Qualifikationen des Fahrers und den Zustand des Autos regeln. Außerdem werden Taxitarife von den Landeshauptleuten in den jeweiligen Bundesländern bestimmt, weswegen Taxiunternehmen kein Spielraum bei ihrer eigenen Preisgestaltung bleibt.

Wie also konnte Uber all diesen Vorgaben entgehen? Uber ist in Österreich, anders als Taxiunternehmen, nicht im Taxigewerbe, sondern im Mietwagengewerbe tätig und muss sich daher nicht an die Bestimmungen des Taxigewerbes halten. Ein großer Kritikpunkt daran ist, dass Uber damit unfairen Wettbewerb betreibt und folgendermaßen für den Jobverlust von Taxifahrern verantwortlich ist. Außerdem beute Uber seine Fahrer mit niedriger Bezahlung und schlechten Arbeitsbedingungen aus. Regelmäßig finden Demonstrationen von frustrierten Taxifahrern statt – nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Städten weltweit.

Als Antwort darauf wird im neuen Gesetz das Taxi- und Mietwagengewerbe in ein gemeinsames „Personenbeförderungsgewerbe mit PKW“ zusammengelegt, sodass ab September 2020 dieselben Regeln für Taxis und andere Personenbeförderungsunternehmen wie Uber gelten werden. Uber darf keine eigenen Preise verlangen, Uber-Fahrer müssen Taxilenker-Prüfungen absolvieren und einen Taxischein besitzen.

An der Gesetzesnovelle wird kritisiert, dass dadurch das bestehende Monopol von Taxifirmen nur gestärkt wird. Für viele ist sie ein erneutes Beispiel für wettbewerbs- und innovationsfeindliche Politik in Österreich. Wieso deregulierte man nicht lieber das Taxigewerbe, anstatt das Mietwagengewerbe mit denselben Vorgaben zu plagen? Kritiker beklagen auch den Einfluss der Taxi-Lobby, die maßgeblich am Zustandekommen des Gesetzes beteiligt war.

ÖVP

Die ÖVP ist für einheitliche Regeln für Personenbeförderungsunternehmen. Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger konnte die Drohung Ubers, sich als Konsequenz eventuell aus Österreich zurückzuziehen, nicht nachvollziehen und bezeichnete sie als Marketinggag.

SPÖ

Als dritte Partei stimmte die SPÖ für die Gesetzesänderung und betonte, damit einen wichtigen Schritt gegen Lohn- und Sozialdumping unternommen zu haben. Ähnlich wie die FPÖ sehen die Sozialdemokraten das neue Gesetz als zeitgemäß an und befürworten einheitliche Regelungen.

FPÖ

Die FPÖ stimmte ebenfalls für die Novelle und zeigt sich über die verpflichtende Taxiprüfung für Uber-Fahrer erfreut, die sicherstellen soll, dass Fahrer über passende Deutsch- und Ortskenntnisse verfügen. Außerdem würde Uber „aus der Illegalität herausgeholt“. Das neue Gesetz sei auch zeitgemäßer. So wie die ÖVP hebt die FPÖ die Wichtigkeit von klaren und einheitlichen Regeln für alle hervor.

NEOS

NEOS-Abgeordneter Josef Schellhorn kritisierte, dass versucht werde, Taxifahrer politisch zu bedienen. Die Hauptintention des Gesetzes sei, Uber aus dem Verkehr zu drängen. Den NEOS zufolge fördern Unternehmen wie Uber Wettbewerb und Fortschritt, weil sie unter anderem transparente, marktabhängige Preisgestaltung bieten. Die NEOS bezweifeln zudem, ob das Gesetz überhaupt verfassungskonform sei.

JETZT

Gespalten zeigte sich die Liste JETZT. Während einige Mitglieder für die Novelle stimmten, zeigten sich andere kritisch. Das Thema sei nicht ausreichend behandelt worden, insbesondere wären die möglichen Auswirkungen auf Konsumenten nicht ausreichend beleuchtet worden. Zudem hätte sich die Diskussion zu sehr auf die Rolle von Uber beschränkt.

DIE GRÜNEN

Wir konnten bei unserer Recherche keine Meinungen der Grünen zur Lex Uber finden.