Absage. Welche Fragen wir gestellt hätten …

Nach Absagen von Sebastian Kurz und Elisabeth Köstinger sicherte uns Gernot Blümel ein schriftliches Interview zu. Das wäre zwar deutlich unspannender als die mündlichen Interviews mit anderen Kandidaten gewesen, aber besser als nichts. Nach der Übermittlung der Fragen reagierte man im Büro von Blümel eine Woche lange weder auf E-Mails noch Anrufe. Hier die Fragen, auf deren Antworten wir nach wie vor warten.

1. Wie geht es Österreich heute?

2. Sie waren 2017 eher unter den gut verdienenden und älteren Wählergruppen stark. Das spiegelte sich auch in Ihrer Politik während der Regierungszeit wider. Was hat Ihre Regierung für Jungwähler, unsere größte Lesergruppe, getan? Wieso sollte ein Jungwähler bei der nächsten Nationalratswahl die Neue Volkspartei wählen?

3. Der verheißungsvolle Beginn der türkis-blauen Koalition hat in der turbulentesten Regierungskrise der Zweiten Republik geendet. Hat sich die Neue Volkspartei zu naiv auf das türkis-blaue Experiment eingelassen? Haben Sie daraus gelernt und werden sich diesmal neue Koalitionspartner suchen?

4. Nachdem der Bundesregierung das Vertrauen entsagt wurde, veröffentlichte Sebastian Kurz den folgenden Satz: “Das Parlament hat bestimmt. Das Volk wird entscheiden!” Hat Sie nicht auch gestört, dass Bevölkerung und Parlament (die demokratisch legitimierte Repräsentation der Bevölkerung) auf solch populistische Art und Weise gegeneinander ausgespielt wurden?

5. Aus der ehemaligen schwarzen Partei sind heute in der ersten Reihe der Türkisen unter Sebastian Kurz nur noch wenige Köpfe übrig: Wolfgang Sobotka und Sie. Was haben Sie und Herr Sobotka besser gemacht als alle anderen Schwarzen, von denen man sich getrennt hat?

6. Peter Pilz sagte zu uns im Interview: “Früher war die ÖVP einmal eine Partei mit vielen eigenständigen Köpfen und spannenden Leuten. Jetzt gibt es nur noch Mitläufer. Wenn das Projekt Kurz scheitert, ist nichts mehr da.” Was entgegnen Sie dieser Kritik?

7. Bei der Wahl 2017 haben sich 42 Prozent Ihrer Wähler für die Neue Volkspartei aufgrund des Spitzenkandidaten, Sebastian Kurz, entschieden. Wieso ist der Vorwurf der inhaltslosen Politik nicht gerechtfertigt?

8. Als Kanzleramtsminister konnten Sie ihn gut beobachten: Was qualifiziert Sebastian Kurz für den verantwortungsvollen Beruf des Bundeskanzlers? 

9. Die Neue Volkspartei hat viele private Spenden in Tranchen knapp unter der Grenze von 50.000 (Stand: 2018) erhalten, ab der man Spenden unverzüglich an den Rechnungshof hätte melden müssen. Die Neue Volkspartei beteuert, sich an das Gesetz gehalten zu haben, was auch stimmt. Herr Blümel, Sie als studierter Philosoph: Ist etwa alles richtig und anständig, was die kleinste Gesetzeslücke noch erlaubt? Hätte nicht jemand wie Sebastian Kurz, der im Wahlkampf 2017 noch umfassende Parteispendentransparenz gefordert hat, Anstand beweisen müssen und auch diese Spenden unter der Spendenobergrenze veröffentlichen sollen?

10. Die Neue Volkspartei hat laut Veröffentlichungen des Falters die Wahlkampfkosten 2017 vorsätzlich um fast 100 Prozent überschritten, obwohl sowohl ÖVP-Generalsekretärin Köstinger als auch Spitzenkandidat Kurz knapp vor dem Wahltermin beteuerten, die genannte Grenze einhalten zu können. Haben Sie sich damit den Wahlsieg nicht vorsätzlich erkauft und erschummelt?

11. Der ehemalige Kanzler wird zurzeit als “Einer, der auf dem Boden bleibt” plakatiert. Wieso ist diese Inszenierung in Anbetracht der veröffentlichten Rechnungen von Privatjet-Flügen, Friseurkosten und teuren Parteifesten noch glaubwürdig?